Wenn wir der Wettervorhersage Glauben schenken können,
werden wir in dieser Woche mit ersten Frühjahrssonnenstrahlen verwöhnt. Dies
tut nach den verregneten letzten Wochen nicht nur unserem Gemüt gut, sondern hilft
auch, unseren Vitamin D Vorrat wieder auf Vordermann zu bringen.
Das fettlösliche Vitamin kann nämlich durch Sonneneinstrahlung
in unserer Haut gebildet werden. Rund 80-90% unseres Vitamin D Bedarfs werden
in der Regel durch die körpereigene Produktion gedeckt. Damit dies
funktioniert, ist allerdings eine bestimmte Stärke der UVB-Strahlung notwendig,
die in den Wintermonaten bei uns nicht erreicht wird. Das bedeutet jedoch nicht,
dass wir ab Oktober mit Vitamin D unterversorgt sind. Vitamin D ist
fettlöslich, so dass es im Körper gespeichert werden kann. Wenn wir den
Speicher in den Sommermonaten aufgefüllt haben, trägt er gut zur Vitamin D Versorgung
im Winter bei. Ab dem Frühjahr heißt es aber wieder „auftanken“, da sich der
Vorrat dann deutlich reduziert hat. Nimm also das Rad und verbringe die Mittagspause
im Freien, anstatt nur in der Kantine zu sitzen. Auch wenn die körpereigene
Vitamin D Produktion individuell schwankt, so reicht es für Erwachsene in der
Regel schon aus, Gesicht, Hände und Arme mittags bzw. nachmittags 5-25 Minuten unbedeckt der Sonne
auszusetzen. Achtet dabei aber auf Euren Hauttyp. Habt Ihr einen hellen, empfindlichen Hauttyp sind von Juni bis August schon 5 Minuten genug. Bei einem mittlerem
Hauttyp dürfen es nachmittags ein paar Minuten mehr sein. Für alle gilt natürlich: bei
längeren Sonnenbädern den Sonnenschutz nicht vergessen, da zu viel ungeschützte
Sonnenstrahlung bekanntermaßen gesundheitsschädlich ist!
Ihr könnt selbstverständlich auch über die Ernährung einen Beitrag
zur Aufrechterhaltung eines optimalen Vitamin D Spiegels leisten, denn neben der körpereigenen
Produktion decken wir unseren Bedarf auch zu 10-20% über die Nahrung.
Allerdings ist nur in wenigen Lebensmitteln Vitamin D enthalten, darunter fette
Fischsorten wie Lachs (16 Mirkogramm/100g), Hering (7,8-25 Mikrogramm/100g) oder Makrele
(4 Mirkogramm/100g) sowie Butter (1,2 Mikrogramm/100g) und Eier (2,9 Mikrogramm/100g). Bei den
pflanzlichen Lebensmitteln sind es eigentlich nur die Speisepilze (Pfifferlinge
& Champignons: 2,1 bzw. 1,9 Mikrogramm/100g), die nennenswerte Vitamin D Mengen
liefern. Achtet also gerade im Winter, wenn der Körper kein Vitamin D selbst
bilden kann darauf, hin und wieder Champignons und Lachs (oder ähnliches) auf
den Teller zu bringen. Immerhin erreichen laut Studien rund 60% der
Bundesbürger die optimale Blutkonzentration des Vitamin D Markers 25-Hydroxyvitamin-D
nicht. Das heißt nicht, dass fast jeder Zweite einen Vitamin D Mangel hat,
allerdings schöpfen viele das Gesundheitspotenzial des „Sonnenscheinvitamins“ nicht
vollständig aus. Und dieses scheint groß, wenn man sich die Studien der letzten
Jahre anschaut.
Wofür brauchen wir Vitamin D?
Vitamin D ist in erster Linie für die Aufnahme von Kalzium
und Phosphat aus der Nahrung verantwortlich und fördert somit die
Mineralisierung von Knochen und Zähnen. Darüber hinaus spielt es bei
der Ausschüttung verschiedener Hormone (z.B. Insulin und Schilddrüsenhormonen) eine wichtige Rolle
und ist für die Funktionsfähigkeit der Muskulatur und Nerven unabdingbar. Im Kindesalter leistet Vitamin D so einen wichtigen Beitrag für das Wachstum. Bei älteren Menschen kann es wiederum helfen, die Sturzanfälligkeit zu reduzieren.
Soviel so gut. Vitamin D und Knochengesundheit, das ist erstmal nichts wirklich neues. Aber wusstet
Ihr, dass eine unzureichende Versorgung mit Vitamin D auch das Risiko für
Atemwegsinfektionen steigert? Ein Grund mehr Sonne zu tanken, und so das
Immunsystem gut für die nächste Erkältungssaison zu rüsten. Interessanterweise
scheint Vitamin D bereits im Mutterleib die Immunfunktion zu prägen. Untersuchungen haben z.B. gezeigt, dass Kinder von Müttern,
die während der Schwangerschaft ausreichend mit Vitamin D versorgt waren,
weniger an Asthma leiden, als Kinder von Müttern, die nur suboptimale Vitamin D
Spiegel hatten. Auch für den Verlauf der Schwangerschaft an sich ist Vitamin D wichtig, weil es an der Zellteilung beteiligt ist. Ein Mangel wurde ausserdem in
verschiedenen Studien mit einem erhöhten Risiko von Schwangerschaftskomplikationen
wie Infektionen, Wachstumsstörungen, Frühgeburten und Schwangerschaftsdiabetes
in Verbindung gebracht.
Vitamin D ist also in vielerlei Hinsicht wichtig. Doch brauchen wir Nahrungsergänzungsmittel
, um keinen Mangel zu erleiden?
Pauschal lässt sich diese Frage leider nicht beantworten. Vitamin
D haltige Nahrungsergänzungsmittel sind, wenn Ihr Euch im Sommer häufig im
Freien aufgehalten habt, eigentlich nicht notwendig. Wenn Ihr allerdings
kaum oder gar nicht draußen aktiv seid oder aus kulturellen bzw. religiösen
Gründen nur mit gänzlich bedecktem Körper im Freien seid, könnte es tatsächlich
sein, dass Eure Haut nicht ausreichend Vitamin D bildet, um eine optimale
Vitamin D Versorgung aufrecht zu erhalten. Auch Personen mit dunkler Hautfarbe
sind eher von einer Unterversorgung betroffen, da das Hautpigment Melanin als „natürlicher Sonnenschutz“ dafür sorgt,
dass weniger UV-Strahlung in die Haut eindringt. Eine weitere „Risikogruppe“
sind ältere Menschen, weil die körpereigene Vitamin D Produktion mit zunehmendem
Alter abnimmt.
Wenn Ihr unsicher seid, ob Euer Vitamin D Status ausreichend
ist, könnt Ihr diesen bei Eurem Hausarzt bestimmen lassen. Das kostet rund 20
Euro. Wie ich finde eine ganz gute Investition, bevor Ihr unnötig viel Geld für
Nahrungsergänzungsmittel ausgebt. Bei einem begründeten Verdacht auf einen
Mangel, übernimmt meines Wissens sogar die Krankenkasse die Kosten.
Habt Ihr Euch bereits ein Vitamin D Präparat gekauft oder wollt dies tun, um „auf Nummer Sicher“ zu gehen,
achtet darauf, dass Ihr nicht zufällig doppelt supplementiert. Denn Vitamin D
ist häufig auch in Kombinations- und Multivitaminpräparaten enthalten. Das
Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt eine maximale Zufuhr durch Nahrungsergänzungsmittel
in Höhe von 20 Mirkogramm/Tag. Diese wird manchmal schon von Monopräparaten überschritten, was ich für fraglich halte! Die Höchstmenge, die langfristig ohne Nebenwirkungen
verträglich scheint, wird nämlich auf nur 50 Mikrogramm/Tag geschätzt. Sie kann also bei
versehentlicher „Doppeldosierung“ oder der Kombination aus angereicherten Lebensmitteln und Supplementen recht schnell erreicht sein.
Abschließend noch ein Wort zur Vitamin D Gabe bei Säuglingen
bis zum Ende des ersten Lebensjahres. Diese ist für mich unverzichtbar, da Muttermilch keine ausreichenden
Vitamin D Mengen liefert und die Kleinen natürlich nicht der direkten Sonneneinstrahlung
ausgesetzt werden sollen. Für sie verschreibt Euch der Kinderarzt entsprechende
Präparate, die genau für die Kleinen dosiert sind. Bitte haltet Euch immer
genau an die vorgegebene Dosis. Denn bei Vitamin D gilt
nicht
, viel
hilft viel.
Wer noch ein paar Details zu Vitamin D wissen möchte oder
Hinweise benötigt, worauf beim Kauf von Nahrungsergänzungsmitteln zu achten ist,
kann gerne auf meiner Homepage ein paar zusätzliche Informationen nachlesen:
https://www.nutrition-matters.de/naehrstoffe, https://www.nutrition-matters.de/nahrungsergaenzung
Referenzen
- Neue Referenzwerte für Vitamin D. https://www.dge.de/presse/pm/neue-referenzwerte-fuer-vitamin-d/
- DGE, BfR, MRI: Ausgewählte Fragen und Antworten zu
Vitamin D. https://www.dge.de/wissenschaft/weitere-publikationen/faqs/vitamin-d/
- EU Verordnung 432/2012 (Health Claim Verordnung)
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Referenzwerte für die Zufuhr von Vitamin D. https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/vitamin-d/
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